Kein Haus der Dorotheenstraße wurde so kompetent und ausführlich beschrieben wie die Nummer 12 - was nicht Wunder nimmt, wenn man bedenkt, dass es von 1837 bis 1956 der Familie Jacobi gehörte. Vater Louis und Sohn Heinrich trugen alle verfügbaren Informationen zusammen, überließen sie dem Stadtarchiv und sorgten dadurch für den Erhalt ihrer Forschungen.
Das Haus entstand 1719, sein erster Besitzer war der vermögende Frankfurter Bürger Johann Rothuber, dem der immer unter Geldnot leidende Landgraf Friedrich III. Jacob das gesamte Amt Homburg bis 1727 verpfändet hatte. Bereits seit 1722 hieß die neue Eigentümerin Juliane von Günderode, die 1730 das Haus für 4500 Gulden an den Geheimen Rat Samuel von Ploennis und seine Frau, eine Gräfin von Solms-Laubach-Wildenfels, veräußerte.
Herr von Ploennis befasste sich intensiv mit Alchemie und richtete in einem im Gartenteil liegenden kleinen Anbau sein Labor ein. Hier experimentierte er zwischen Tiegeln, Schalen, Schmelz- und Destillieröfen sowie einer Goldwaage und "einem kleinen Ambösslein". Das Ehepaar von Ploennis umgab sich gerne mit seiner Lieblingsfarbe silbern, daher waren einige Räume und das Treppenhaus in diesem Ton gehalten; andere Zimmer hatten Tapeten aus Woll- oder Seidenstoffen. 1742 starb der Hausherr, einige Jahre nach seiner Frau. Zu seiner Hinterlassenschaft gehörten 900 Bücher, was auf den hohen Bildungsstand des Besitzers verweist. In der Reihe der folgenden Eigentümer befanden sich der Hofgerichtsrat Rath und eine Freifrau von Sinclair, die zu den "höchsten Kreisen" der Residenz Homburg gehörten.
Es schien, als ob seit 1837 ein gesellschaftlicher Abstieg des Gebäudes eingeleitet wurde, denn der neue Besitzer war der Leiblakai Landgraf Ludwigs von Hessen-Homburg, der aber später zum Haushofmeister aufgestiegene Christian Jacobi. Sein beim Einzug ein Jahr alter Sohn Louis (benannt nach dem Dienstherrn im Schloss) war der berühmte Baurat, Ehrenbürger der Stadt und Wiedererbauer der Saalburg. 1865 gehörte das im Stil der anderen Gebäude der Dorotheenstraße entstandene Haus Louis Jacobi, doch er veränderte es in einer Weise, die nichts mehr von der ursprünglichen Bauart erkennen ließ.
Der Eingang des Hauses lag vorne in der Mitte, was Jacobi 1867 zuerst veränderte und die Haustüre nach hinten verlegte. Um mehr Raum, für seine umfangreiche Bibliothek zu gewinnen, fand 1870 der Umbau des Mansarddaches statt. Es verschwand, wodurch ein weiteres Geschoss entstand. 1880 entschloss sich Louis Jacobi, die gesamte Hausfront mit Kieselsteinen zu bestücken. Diese Inkrustation machte das Gebäude zu einer echten Sehenswürdigkeit in der Stadt. Zugleich konnten die staunenden Mitbürger drei Inschriften lesen, die mittels dunkler Steine über dem Balkon und seitlich vom Giebel eingelassen sind.
Der 1885 begonnene Ausbau des niederen Hinterhauses ist von der Straße aus schwer zu erkennen. Zu Zeiten Louis Jacobis sah das Haus berühmte Gäste, darunter die höchsten Repräsentanten des Hauses Hohenzollern. Der spätere Kaiser Friedrich III. war hier als Kronprinz; am 21. April 1906 gratulierten Kaiser Wilhelm II. und seine Frau dem Jubilar persönlich zu seinem 70. Geburtstag.
In diesem Hause starb Louis Jacobi 1910. Sein Sohn und Erbe Dr. Heinrich Jacobi verstarb 1946, seine Frau Johanna geborene Trapp 1954. Ihre Erben veräußerten das Haus zwei Jahre danach an den Arzt Dr. Albin Müller, der hier mit seiner Frau und vier Kindern lebte. Auch heute noch ist "das Haus mit den Kieselsteinen" im Besitz dieser Nachkommen.