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Wird die Kirche noch gebraucht? - Podiumsdiskussion mit kritischem Ansatz

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Das Bistum Limburg feiert seit 1959 jährlich ein Kreuzfest. In diesem Jahr findet es im September in Königstein statt, und vor diesem Ereignis, das sich auch als ein Beitrag zum "Jahr des Glaubens" versteht, wandert ein vom Falkensteiner Bildhauer Ulrich Hiller geschaffenes Metallkreuz durch die Pfarreien. Am Mittwochabend machte es Station in St. Marien. Ebenfalls als Einstimmung auf das Kreuzfest veranstaltet das Bistum dazu eine vierteilige Diskussionsreihe unter dem Titel "Wer’s glaubt, wird selig".

Als vierte und abschließende Podiumsveranstaltung wurde im Gemeindezentrum die Frage diskutiert: "Wozu braucht’s die Kirche?" Auf dem Podium saßen zu beiden Seiten des Moderators Meinhard Schmidt-Degenhard, auch Moderator der HR-Sendung "Horizonte", die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Karin Kortmann, sowie Pia Arnold-Rammé von der Fachstelle für katholische Stadtkirchenarbeit Frankfurt.

Als Einstieg wählte der Moderator das Ergebnis einer Umfrage, nach der 76 Prozent der Befragten, darunter auch Muslime und religiös nicht Organisierte, es gut finden, dass es die Kirchen gibt. Fast ebenso viele stimmten aber auch der Aussage zu, dass die Kirche auf Fragen, die Menschen wirklich bewegen, keine Antworten hat.

Keine Dogmen verkündet

Wenn zwei Kirchenfunktionärinnen zu der Frage "Wozu braucht’s die Kirche?" Stellung nehmen, sollte man erwarten, dass das Ergebnis eindeutig ist. Aber so eindeutig war es nicht, und es wurden schon gar keine Dogmen verkündet. Stattdessen gingen der Moderator und seine Gesprächspartner die Sache aus familiärer Sicht und auch kritisch an.

Kortmann ist in einem katholischen Elternhaus groß geworden, so dass die Kirche zu ihrem Leben dazu gehörte: "Ich habe da gar nicht viel dazu tun müssen." Darüber hinaus habe sie bei den Pfadfindern eine Gemeinschaft gefunden, die ihr viel gegeben habe. Kortmann sprach sich für eine aufsuchende Kirche aus. Die Kirche müsse auf die Menschen zugehen und für Arme und Schwache da sein. Dies sieht auch Arnold-Rammé so: "Ich bin von meiner Gemeinde nie in meiner Person mit meinen Bedürfnissen angesprochen worden, sondern immer nur als Mutter."

Und was ist das Phänomen Kirche eigentlich? "Ich könnte nie austreten. Kirche ist für mich Heimat", sagte Kortmann. Ob Pfingsten die Geburtsstunde der Kirche gewesen sei und ob Jesus so eine Kirche gewollt habe, fragte der Moderator. Jesus habe nach einer Gefolgschaft gesucht, um das Reich Gottes zu verwirklichen, aber ob man schon eine feste Institution im Blick gehabt habe, stellte Arnold-Rammé in Frage.

"Wer bestimmt denn, was Kirche ist?", fragte Schmidt-Degenhard nach der Rolle der Bischöfe. "Was wäre die Macht der Bischöfe, wenn es die Laien nicht gäbe", sehen beide Frauen die Bischöfe gerade angesichts der Missbrauchsskandale und dem Ausstieg aus der Schwangerschaftsberatung mit dem Rücken zur Wand.

Sie sprachen sich auch dafür aus, den Laien mehr Aufgaben und Befugnisse zu übertragen, und für Kortmann steht fest, dass die Kirche nicht auf das Potenzial der Frauen verzichten könne.

"Religion ist keine Privatsache, sie braucht einen staatlichen Rahmen und Mitfinanzierung", meinte Kortmann. Wie es ist, wenn der Staat auf Kirche verzichtet und Ersatzangebote unter anderem im Sport liefert, habe die DDR gezeigt. "Ist dies aber nicht der Beweis, dass es auch ohne Kirche geht?", drehte der Moderator den Spieß rum. Zu einer abschließenden Antwort kam man in der gut besuchten Veranstaltung nicht. Aber die Erwartungen des Moderators wurden dahingehend erfüllt, dass man wieder mehr über Glaubensfragen sprechen sollte.




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