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Trauer um den "Kronberger Prinzen" - Moritz von Hessen war eng mit der Burgstadt verbunden - Wegbegleiter erinnern sich

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Vor 21 Jahren kaufte die Stadt die Burg, nur die Burgkapelle blieb damals im Besitz der Hessischen Hausstiftung. Die Kapelle erfüllt noch heute einen wichtigen Zweck: Seit dem Zweiten Weltkrieg dient sie als Grabstätte der Familie von Hessen. Nun wird auch Moritz Prinz von Hessen seine letzte Ruhe dort finden.

Der in Kronberg aufgewachsene Prinz starb am Donnerstag im Alter von 86 Jahren in Frankfurt. "Es ist eine große Persönlichkeit, die uns verlassen hat", sagte Bürgermeister Klaus Temmen, der gestern Morgen vom Tod des Prinzen erfuhr, als er gerade auf dem Weg nach Frankreich war. "Wir werden ihm ein großes ehrendes Andenken bewahren." Auch bei der Trauerfeier am Montag, 3. Juni, wird die Stadt vertreten sein. "Sie beginnt um 12 Uhr in der Johanniskirche", sagt der Sprecher des Bürgermeisters, Claus Harbers.

Prinz Moritz war der Burgstadt nicht nur durch seine Familie und deren Besitztümer verbunden. 1964 heiratete er hier Tatiana Prinzessin von Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Mit dabei war damals auch die 26-jährige Prinzessin Beatrix der Niederlande, die auf der Hochzeitsfeier im Schloss Friedrichshof, heute besser bekannt als Schlosshotel, ihren späteren Mann kennenlernte.

Als Urenkel von Kaiser Friedrich III. und Ururenkel von Queen Victoria war Moritz von Hessen mit dem europäischen Hochadel verwandt. Seit die englische Prinzessin Victoria im 19. Jahrhundert den späteren deutschen 99-Tage-Kaiser Friedrich III. heiratete und deren Tochter Margarete den Prinzen Friedrich Karl von Hessen-Kassel, sind England und die hessischen Herrscherlinien eng miteinander verknüpft. Des Prinzen Moritz Adoptivmutter Prinzessin Margaret war eine Tante des englischen Prinzen Charles. Die Mutter von Prinz Moritz, Prinzessin Mafalda von Savoyen, war im Kontentrationslager Buchenwald bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen. Sie ist in der Kronberger Burgkapelle beigesetzt.

 

Hochrangiger Adeliger

 

"Es ist anzunehmen, dass auch ein hochrangiger Vertreter des Königshauses aus Großbritannien zur Trauerfeier nach Kronberg kommen wird", glaubt Harbers. Er selbst kannte "Prinz Moritz" vor allem durch die Feierlichkeiten zum 100. Todestag der Kaiserin Victoria im Jahr 2001. Ihr Witwensitz war Schloss Friedrichsdorf gewesen.

"Prinz Moritz kam auch schon mal zum städtischen Neujahrsempfang", berichtet Harbers weiter. Er habe ihn als sehr zurückhaltenden, gebildeten und belesenen Mann kennengelernt, der stets darauf geachtet habe, das Familienerbe zu pflegen und in angemessener Weise weiterzuführen.

Auch wenn Moritz von Hessen zuletzt in Wolfsgarten (Langen) lebte und in Frankfurt starb, hat er in der Burgstadt viele Spuren hinterlassen. "Das Schloss ist als Eigentum der Familie von Hessen weltweit bekannt", sagt Harbers. "Es gehörte zu den Projekten, die ihm besonders am Herzen lagen, und um die er sich ganz besonders gekümmert hat." Noch heute ist der Sitz der Hessischen Hausstiftung in Kronberg auf dem Schloss-Friedrichshof-Gelände.

Besonders ist aber wohl der Burg-Kauf im Bewusstsein der Öffentlichkeit geblieben: Damals, 1989, übte die Stadt ihr gesetzliches Vorkaufsrecht aus und erwarb die mittelalterliche Burg, die wahrscheinlich vom 12. Jahrhundert an gebaut worden war.

Kronbergs ehemaliger Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) führte die Verhandlungen mit dem Prinzen. "Als ich am 1. Dezember 1990 mein Amt antrat, war das Kind ja schon in den Brunnen gefallen und die Burg verkauft", erinnert sich Kreß. SPD, FDP und UBG hatten allerdings einige Monate zuvor in der Stadtverordnetenversammlung mit einer Stimme Mehrheit dafür gestimmt, die Burg als kommunales Eigentum zu halten. Kreß hatte also einen Auftrag, den es zu erfüllen galt. Schnell sei ihm klar geworden, dass der Prinz der Schlüssel zum Erwerb der Burg sei. Moritz von Hessen war bis zuletzt auch Vorsitzender der Hessischen Hausstiftung.

 

Verständiger Partner

 

"Ich habe damals Kontakt zu ihm aufgenommen und mit ihm mehrere vertrauliche Gespräche geführt", berichtet der ehemalige Bürgermeister. Dabei habe er den Prinzen als verständigen Gesprächspartner kennengelernt, der sich von seinen Argumenten habe überzeugen lassen. Der Investor, der den Kaufvertrag bereits unterschrieben hatte, klagte, die Stadt erzielte einen Vergleich.

Harbers räumt ein, dass der Burgkauf damals an das aktuelle Geschehen rund ums Vorkaufsrecht des Bahnhofsgebäudes erinnert. "Genau wie beim Bahnhofsgebäude musste die Stadt auch beim Burgkauf das öffentliche Interesse nachweisen, um ihr Vorkaufsrecht geltend zu machen", sagt der städtische Sprecher. "Das war eine diffizile juristische Angelegenheit." Bis 1992 dauerte es, dann schließlich einigten sich Stadt, Hessische Hausstiftung und Investor. Das Geschäft konnte im Rathaus offiziell gemacht werden. Und am 10. November 1992 übergab Moritz Prinz von Hessen dem Kronberger Bürgermeister Kreß gleich einen ganzen Schlüsselbund. "Daran waren nicht nur die Schlüssel für die Haupträume, sondern auch für alle Neben- und Wirtschaftsräume", erinnert sich Kreß schmunzelnd. "So etwas erlebt auch nicht jeder Bürgermeister. . ."

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