Er ist eine Art Armin Veh - Trainer einer Starmannschaft. Zumindest bezeichnet er sich so. Andreas Fürtig (30) ist hauptberuflicher Trainer der "Bembelbots". Dies sind sechs Roboter. Andreas Fürtig ist angestellt am Fachbereich Mathematik und Informatik der Goethe-Universität. Und zuständig für die Fußball-Roboter.
Seit vier Jahren kümmert sich ein Team von 15 Informatikern um die sechs "Bembelbots", die, 60 Zentimeter hoch und vier bis fünf Kilogramm schwer, im Fünfer-Team um den Weltmeistertitel kämpfen. Die nächste WM wird im niederländischen Eindhoven ausgetragen. Teams aus 26 Hochschulen treten gegeneinander an.
Fürtig und seine Kollegen Markus Meissner (29) und Tobias Weis (29) sind Diplom-Informatiker, dass sie seit 2009 mit Fußballrobotern arbeiten, geschieht bei aller Freude nicht aus Spaß. "Die Aufgabe der Teams ist, Programme zu schreiben und zu testen, ob alles funktioniert. Wer es am besten macht, wird Weltmeister. Und wir haben unser Programm von der ersten bis zur letzten Zeile selbst geschrieben", sagt Fürtig. Er selbst ist dabei mit rund 175 000 Zeilen für etwa 26 Prozent des Programms Urheber.
Wo ist das Tor?
Auch wenn es für einen Meistertitel bislang noch nicht gereicht hat. Die Frankfurter Fußball-Roboter wären momentan froh über einen soliden mittleren Tabellenplatz - ungefähr so wie die Eintracht. "Es gibt Bayern München und Borussia Dortmund, das wären die Unis Bremen und Leipzig", sagt Fürtig. Denn die arbeiten schon viel länger mit Robotern, haben viel mehr Erfahrung.
Die Probleme sind vielfältig. Die Roboter verfügen über zwei Kameraaugen. Das Gehirn des Robis ist jedoch nicht schlauer als das eines Apple-Handys. Ein Chip mit 1,6 Gigahertz muss die optischen Informationen verarbeiten. Wo ist der Ball? Wo ist der Rand des Feldes? Wo ist das Tor? Wo sind die anderen Spieler? Dann muss er sich in Bewegung setzen, zum Ball. Und dann auch noch auf das richtige Tor schießen.
Die Bembelbots können das alles schon sehr gut. "Aber bei jeder Meisterschaft kommen Herausforderungen, denn die anderen werden auch besser", sagt Meissner. Oder die Umstände ändern sich: Ein anderes Spielfeld, und die Bembelbots fallen hin. Dann müssen Trainer Fürtig und Kollegen sich was einfallen lassen, das Programm für die Bewegungssteuerung anpassen, damit die Füße bei hohem Rasen höher angehoben werden.
Dienst am Menschen
Tobias Weis hat ein anderes Problem: Wie bringt man einem Bembelbot bei, was das gegnerische Tor ist? Bislang waren die Tore nämlich farblich unterschieden. In Eindhoven sind alle Tore gelb. "Der Roboter muss wissen, wo er sich auf dem Spielfeld befindet. Das Problem gibt es auch bei Reinigungsrobotern."
"Oder die Linien am Rand des Spielfelds", ergänzt Christian Becker. "Das Erkennen ist auch bei Fahr-Assistenten im Auto ein Problem." Die Themen, an denen die Goethe-Informatiker mit ihren Robotern arbeiten, sind durch und durch praktisch. Es geht nicht um eine Spielerei oder gar darum, bis zum Jahr 2050 mit Robotern eine echte Fußballmannschaft besiegen zu können. Es geht darum, Programme und Verfahren zu entwickeln, die später einmal auch bei Pflegerobotern eingesetzt werden können.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Den Bembelbots geht es zunächst darum, bei der WM nicht unterzugehen. Ein wichtiges Training findet einige Tage vorher, am 21. Juni, bei der Nacht der Wissenschaft auf dem Campus Riedberg statt. "Die Robots anderer Universitäten und unsere kämpfen gegeneinander unter Wettkampfbedingungen", sagt Andreas Fürtig. Dann wird das Team aus Frankfurt sehen, wo es steht.