Eigentlich hätten die beiden Freunde Nicolas Kronauer und Jakob Jonas Adam allen Grund zum Feiern: Letzterer hat gerade sein Abi bestanden, und Kronauer ist gerade vom Neuseeland-Tripp zurück und hat noch einige schulfreie Wochen vor sich, bevor er sein Studium beginnt. Eigentlich . . . Doch stattdessen sitzen die beiden auf knapp zwölf Quadratmetern regelrecht aufeinander, mit jeder Menge technischem Equipment drum herum und arbeiten rund um die Uhr. Die Jungs sind mitten in der heißen Schnitt-Phase für ihren Kinofilm "Wie ist die Welt so stille" (wir berichteten mehrfach), der in Wehrheim gedreht wurde.
Die Augenringe der beiden Jungfilmer werden dieser Tage immer dunkler. 64 Szenen hat ihr Spielfilm, der 90 Minuten lang sein soll und am Montag, 24. Juni, im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt uraufgeführt wird. Und jede Szene muss nun bearbeitet und geschnitten werden. Ist das passiert, gehen bei Sonnenschein die Rollläden runter und die beiden schauen sich die Filmsequenz auf der großen Leinwand an, die ebenfalls Zwölf-Quadratmeter-Zimmer steht. Nicolas Kronauer hat sich gerade eine der zehn langen Szenen vorgenommen und ist froh, wenn er sie hinter sich hat. "Was im Film dann in dreieinhalb Minuten über die Leinwand flimmert, nimmt im Schnitt drei bis vier Stunden in Anspruch", erklärt er. Und setzt hintenan: "Und das ist nur der Rohschnitt!"
Danach kommt die Feinarbeit: Die Farben werden nachjustiert, Musik wird unterlegt und manchmal nicht für gut befunden. Dann geht das bemängelte Musikstück zurück nach Kirchheimbolanden. Dort sitzt Stefan Fritsch, der die eigens für den Film in Hamburg von Aileen Schneider komponierte Musik abmischt. "Wenn wir keine Geigen haben wollen, dann werden die halt rausgenommen", sagt Nicolas Kronauer. Auch was die Musik betrifft: Er und Jakob haben das letzte Wort. Die "visual effects" werden in Neu-Anspach von Julian Pauli gemacht. Er kümmert sich darum, dass es im Film sicht- und hörbar regnet, dass der Donner ordentlich kracht und der Schuss auch richtig hallt.
Die Planung für die Premiere in Frankfurt erledigen Kronauer und Adams so "nebenher", und eventuell müssen auch noch mal kleine Sequenzen nachgedreht werden. Für die Schauspieler, die auch aus Hamburg kommen, heißt das dann, nach Wehrheim kommen, schnell mal einen Waldweg entlang gehen und wieder nach Hause fahren.
Auch wenn die beiden Filmer schon ziemlich geschafft aussehen, so kommt ihnen immer noch ein überzeugendes "Es macht halt Spaß" über die Lippen. Ein klein wenig Spaß wird der frischgebackene Schulabgänger zwischen Schnittarbeit und Uraufführung auch noch haben: Abi-Ball und akademische Feier will er auf alle Fälle mitmachen. Den ganz großen Spaß werden die Freunde jedoch haben, wenn sie die 131 geladenen Gäste persönlich zur Filmpremiere in Frankfurt begrüßen dürfen. Dann liegen 100 Stunden Drehbuchschreiben, zwei Stunden Casting, 120 Stunden Dreh und 250 Stunden Filmschneiden hinter ihnen.
Auch wenn der Film "Wie ist die Welt so stille" heißt, wenn sich am Montag, 24. Juni, der imaginäre Filmvorhang hebt, wird es erst einmal laut: Bei Nacht und im strömendem Regen rennt ein junger Mann aus einem Haus, ein Schuss fällt und damit auch der Startschuss zum Kinodebüt der Freunde Kronauer/Adam. Gezeigt wird "Wie ist die Welt so stille" für die Öffentlichkeit nach den Sommerferien im Kino in Köppern. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.