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Wo ein Mensch den andern sieht

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Seit einer Woche ist Pfarrer Michael Lohenner übergangsweise für die evangelische Gemeinde Burgholzhausen zuständig. So lange, bis ein neuer Kirchenvorstand einen neuen Pfarrer gewählt hat. Am Sonntag hielt er seinen ersten Gottesdienst. Wie berichtet, mussten der bisherige Pfarrer Peter Lehwalder und der Kirchenvorstand nach einem schweren Konflikt zum 31. Mai auf ihre Ämter verzichten (siehe Bericht oben).

Er sei für die "Basics", also die grundlegenden Aufgaben wie Seelsorge, Gottesdienste und Konfirmandenunterricht da, erklärte der 55-jährige Übergangspfarrer den gut 30 Gottesdienstbesuchern. Zu erreichen sei er über das Mobiltelefon - außer freitags. Denn da arbeitet er den ganzen Tag im Bad Vilbeler Seniorenwohnheim Heilsberg. Lohenner wohnt mit seiner Familie in Hofheim.

Wer ohne Sünde ist

Es sei wichtig, eine Gemeinde im Übergang nicht allein zu lassen, betonte er. Die Texte, die er für den Gottesdienst ausgewählt hatte, drehten sich vor allem um die Bewältigung von Konflikten. Den Psalm 723 etwa, in dem es heißt: "Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget? Es ist wie Mord in meinen Gebeinen, wenn mich meine Feinde schmähen." Und er sagte: "Es gibt Situationen, in denen wir uns rückblickend lieber anders verhalten hätten." In seiner Predigt sprach Lohenner über die Geschichte, in der die Ehebrecherin zu Christus gebracht wird und er dann zu den Umstehenden sagt: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie." Und Lohenner zitierte den bekannten Spruch aus der Bergpredigt: "Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge bemerkst du nicht?"

Dann sagte er, manchmal komme es dazu, dass ein Kollege dem anderen haarklein alle Fehler, die dieser gemacht habe, vorrechne, Hauptsache die eigene Weste bleibe weiß. Aber: "Wenn ich mit einem Finger auf jemanden zeige, dann zeigen drei Finger auf mich zurück." Versöhnlich hieß es schließlich im Lied Nummer 630 aus dem evangelischen Kirchengesangbuch: "Wo ein Mensch den andern sieht, nicht nur sich und seine Welt, fällt ein Tropfen von dem Regen, der aus Wüsten Gärten macht."




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