Nach vielen Jahren als Verkäufer im Außendienst in der Textilbranche und acht Jahren als Geschäftsführer eines Unternehmens mit 300 Mitarbeitern kam für Martin Callenberg 2009 der Karriereknick. "In dem Unternehmen ging es nicht weiter, und ich habe noch etwas mehr als zwei Jahre versucht, es freiberuflich irgendwie hinzubekommen. Doch das ist dann auch gescheitert", erzählt der 53-Jährige. "Das war eine schwere Zeit. Hartz IV und das Gefühl, nutzlos zu sein, waren sehr frustrierend für mich. Dass ich nicht aufgegeben habe, ist nur meinen Töchtern zu verdanken." Der Arbeitslose hat sich an die Pro Arbeit gewandt und ist über das Projekt 50 Plus als Verkaufsmanager bei der Firma traffego in Langen gelandet.
Neue Kunden gewinnen
Seit Mitte April akquiriert er erfolgreich Kunden in der Agentur für digitales Direktmarketing. Ein junges Unternehmen, erst 2009 gegründet, das sich auf die Gewinnung von potenziellen Kunden für große Unternehmen spezialisiert hat. "Herr Callenberg macht seine Arbeit sehr gut, wir profitieren von seiner Erfahrung im Verkauf", ist Jan Christof Deppe, Geschäftsführer von traffego, mit seinem neuen Mitarbeiter zufrieden. Dass dieser älter als 50 ist, stört ihn hingegen gar nicht, "es kommt uns nicht auf das Alter an, es zählt die Leistung".
Damit ist Martin Callenberg ein positives Beispiel für das Projekt 50 Plus bei der Pro Arbeit. Dank der gezielten Betreuung und Unterstützung sind auch Arbeitslose über 50 Jahren gut zu vermitteln. Diese Erfahrung hat der Kreis Offenbach in den vergangenen Monaten gemacht. Kreis-Sozialdezernent Carsten Müller (SPD) sagt: "Wir konnten mit unserer gezielten Betreuung sehr positive Ergebnisse erzielen. Inzwischen ist die Altersgruppe 50 Plus eines unserer Filetstücke und wir konnten mehr als 450 Menschen in den Arbeitsmarkt vermitteln." Schlüssel zum Erfolg sei der intensive Kontakt zu Jobsuchenden und Firmen.
Richtig durchstarten
Karl Friedrich Ditter, Jobvermittler bei der Pro Arbeit im Projekt 50 Plus, erklärt: "Wir wissen einfach, dass diese Menschen eine bestimmte Ansprache brauchen, oft sprechen wir da von einer Depression und es geht um Motivation, bis der Arbeitssuchende wieder sagt, jawohl, ich will richtig durchstarten." Die Arbeitgeber erkennen oftmals, dass die Arbeitssuchenden ein besonderes Potenzial haben: "Da spielen die Faktoren Lebenserfahrung und Gelassenheit eine Rolle. Außerdem bezuschussen wir eine Einstellung mit Eingliederungsleistungen."
Die Zukunft von 50 Plus steht derzeit allerdings in den Sternen. Müller sagt: "Die Bundesregierung hat das Geld stark gekürzt, und wir sind noch am überlegen, wie wir künftig mit 50 Plus umgehen." Derzeit erhalten im Kreis Offenbach 24 000 Menschen Hartz IV, 10 000 erwerbsfähige Hilfeempfänger stehen in der Vermittlung.